17.01.2008 von Josef
Thema: Ein Preisrätsel - leider aber ohne Preis!
17.01.2008 von Josef
17.01.2008 von Josef
Liebe Forumleser,
ich erlaube mir, zum Spass ein kleines Rätsel anzubieten:
Rimsting ist ein hübsches Dorf im oberbayrischen Chiemgau. Es liegt etwa 15 Kilometer östlich von Rosenheim am Westufer des Chiemsees, Teile des Sees gehören zum Gemeindegebiet. Überhaupt ist die Umgebung sehr malerisch, seit alters her hat sie immer Menschen angezogen, Erholungssuchende, Maler, Schriftsteller. Im Süden sieht man die Berge, vor allem in imponierender Schönheit Hochgern, Hochfelln und die Kampenwand. Der Name des Ortes leitet sich wahrscheinlich von dem altbajuwarischen Wort riminisc ab, was soviel heißt wie römisch – vermutlich stand dort einmal während der römischen Besatzungszeit ein Landgut. Aber um all das geht es hier eigentlich nicht.
Sollte ein Wiener das Gemeindegebiet von Rimsting einmal genauer erkunden, so müsste ihm Seltsames auffallen. Wie gesagt, er müsste schon genau hinschauen auf die Landkarte, auf die Wegweiser am Straßenrand. Doch wenn er das tut, dann werden ihm Ortsnamen begegnen, die ihm eigentlich recht vertraut vorkommen sollten. Da gibt es unter den Weilern und kleinen Dörfern in der Gemeinde Rimsting ein Otterkring und ein Hitzing. Vielleicht wird der Besucher schmunzeln über die falsch geschriebenen Namen zweier Wiener Stadtbezirke. Zufall, wird er möglicherweise denken. Vielleicht ist er aber hellhörig geworden und sucht ein bisschen weiter. Dann findet er in der näheren Umgebung: Gänsbach, Zacking und Atzing, und die österreichischen Entsprechungen Gansbach, Zagging und Atzing (hier ausnahmsweise richtig geschrieben) fallen ihm ein.
Nein, ein Zufall ist das alles nicht, und das Rätsel lautet: Woher kommt diese Ähnlichkeit der Ortsnamen? Wie gesagt, einen Preis für die richtige Antwort kann ich leider nicht ausloben – aber ein großes Lob für die richtige Antwort!
Auf geht's!
Josef
17.01.2008 von system02
Liebe Forumleser,
ich erlaube mir, zum Spass ein kleines Rätsel anzubieten:
Rimsting ist ein hübsches Dorf im oberbayrischen Chiemgau. Es liegt etwa 15 Kilometer östlich von Rosenheim am Westufer des Chiemsees, Teile des Sees gehören zum Gemeindegebiet. Überhaupt ist die Umgebung sehr malerisch, seit alters her hat sie immer Menschen angezogen, Erholungssuchende, Maler, Schriftsteller. Im Süden sieht man die Berge, vor allem in imponierender Schönheit Hochgern, Hochfelln und die Kampenwand. Der Name des Ortes leitet sich wahrscheinlich von dem altbajuwarischen Wort riminisc ab, was soviel heißt wie römisch – vermutlich stand dort einmal während der römischen Besatzungszeit ein Landgut. Aber um all das geht es hier eigentlich nicht.
Sollte ein Wiener das Gemeindegebiet von Rimsting einmal genauer erkunden, so müsste ihm Seltsames auffallen. Wie gesagt, er müsste schon genau hinschauen auf die Landkarte, auf die Wegweiser am Straßenrand. Doch wenn er das tut, dann werden ihm Ortsnamen begegnen, die ihm eigentlich recht vertraut vorkommen sollten. Da gibt es unter den Weilern und kleinen Dörfern in der Gemeinde Rimsting ein Otterkring und ein Hitzing. Vielleicht wird der Besucher schmunzeln über die falsch geschriebenen Namen zweier Wiener Stadtbezirke. Zufall, wird er möglicherweise denken. Vielleicht ist er aber hellhörig geworden und sucht ein bisschen weiter. Dann findet er in der näheren Umgebung: Gänsbach, Zacking und Atzing, und die österreichischen Entsprechungen Gansbach, Zagging und Atzing (hier ausnahmsweise richtig geschrieben) fallen ihm ein.
Nein, ein Zufall ist das alles nicht, und das Rätsel lautet: Woher kommt diese Ähnlichkeit der Ortsnamen? Wie gesagt, einen Preis für die richtige Antwort kann ich leider nicht ausloben – aber ein großes Lob für die richtige Antwort!
Auf geht's!
Josef
Griaß di, Josef!
Ich kann nur eine Vermutung anstellen:
Die -ing-Orte deuten auf bajuwarische Siedler hin (auch im Pinzgau gibt es einige -ing-Weiler/Dörfer).
Irgendwo hab ich einmal gelesen, dass Hitzing auf einen Gründer namens Heinrich hinweist. Vielleicht waren sowohl die heutigen Bezirke Wiens als auch Rimsting das, was man heute ein landwirtschaftliches Zentrum nennen würde: Der Bach, den die Gänse bevölkerten, bewohnten auch Otter (die natürlich auch "genutzt" wurden - Balg, Fett, Galle?), Atzing wird die Viehweide gewesen sein (Bei uns ist heute noch das Vieh, das auf Wiesen weidet, auf der "Ätz").
Mit Zagging fang ich derweil nix an....
Aber nachdem das mit dem einst römischen Landgut in Rimstig nichts zu tun hat, liegt ich wahrscheinlich ganz daneben. Oder hat es doch mit einem gemeinsamen Gründer etwas zu tun?
Jedenfalls bin ich auf die Lösung neugierig!
17.01.2008 von Josef
Grüß dich, finaggl,
Deine Gedanken sind schon grundsätzlich richtig, aber die richtige Lösung des Rätsels sind sie leider nicht! Deine Überlegungen würden nämlich nicht diese Häufung der Ähnlichkeiten auf relativ kleinem Raum erklären.
Mit der Auflösung warte ich noch ab - vielleicht melden sich noch andere.
Servus!
Josef
17.01.2008 von JoDo
Das wird wohl auf den
Falkensteiner Codex zurückzuführen sein!
... Im Falkensteiner Codex sind Besitzungen der Herren von Neuburg-Falkenstein aufgeführt, die in dieser Zeit außer den Kernlanden im Inntal und im Tal der Großen Vils weite Ländereien zwischen dem oberbayerischen Mangfalltal und Niederösterreich umfassten. Siboto IV. ließ die Schrift vor seiner Teilnahme am vierten Italienfeldzug Friedrich Barbarossas verfassen, um die Besitzverhältnisse für seine unmündigen Kinder zu sichern, falls er auf der Reise umkommen sollte. ...
vlG
JoDo
P.S.:
8 der 23 Wiener Bezirksnamen enden auf -ing.:
11. Simmering
12. Meidling
13. Hietzing
14. Penzing
16. Ottakring
18. Währing
19. Döbling
23. Liesing
Da haben die Bajuwaren deutliche Spuren hiterlassen.
17.01.2008 von system02
Amente send Weana as Boan außi ausgwåndascht und va lauta Hoamweh håmm se de Namm mitgnumma, aso wia spata de Auswåndara åf Südamerika, wia 13lindtn zan Beispü - oda umdraht, håmb de Boan s -ing åf Wean mitgnumma...
Übersetzungen werden bei Bedarf nachgeliefert.
17.01.2008 von Josef
Da finaggl hod an Preis gwonna! Àgràtt aso is's gwen!
In der 2. Hälfte des 10. Jahrhunderts, nach der Schlacht auf dem Lechfeld 955, als also die Ungarn-Gefahr gebannt war, sind Siedler aus dem Chiemgau weiter in den Osten des damaligen Herzogtums Baiern gewandert und haben sich dort niedergelassen. Ich nehme an, es ging ihnen wohl um neues Acker-und Weideland - der Chiemgau war damals bereits relativ dicht besiedelt. Und die Siedler haben oft ihre Neugründungen nach ihren Heimatorten benannt.
Es war also schon vor dem Erscheinen des Falkensteiner Codex. Gut gesichert ist diese Geschichte für die Namenpaare Otterkring/Ottakring, Zacking/Zagging und Gänsbach/Gansbach. Hitzing/Hietzing ist unsicher, allerdings fällt auf, dass es den Namen in Bayern und Österreich nur jeweils einmal gibt. Atzing ist allerdings völlig unsicher, denn den Ortsnamen gibt es relativ oft!
Herzliche Grüße!
Josef
17.01.2008 von system02
[code:fdel3ek7]Da finaggl hod an Preis gwonna! Àgràtt aso is's gwen![/code:fdel3ek7]
Haallleluja! Då wåx i iatz åwa a gånz Stuck!
Naja - die Auswandererdialekte, d.h. die "Sprachinseln", interessieren mich besonders und das hat mich dann auf die Idee gebracht.
Kennt ihr Lusern im Trentino, wo ein mittelalterlicher bair. Dialekt gesprochen wird?
Wenn die Leute etwas langsamer sprechen, versteht man sie gut. Mir zieht es jedesmal eine Ganslhaut auf, wenn ich diese alte Sprache höre.
Näheres hier: http://www.br-online.de/land-und-leute/artikel/051...
Übrigens: Von Schmeller gibt es auch ein "Cimbrisches Wörterbuch"
Das Vaterunser in Luserner Zimbrisch (das das "jüngste" ist im Vergleich mit dem der 7 und 13 Gemeinden im Veneto):
Vatar ünsar
bo do pist in hümbl
as ta sai haile doi nåm
as ta khem doi raich
un as ta sai gemacht doi gebölla,
asò as pe in hümbl asò af di earde.
Gibas haüt o ünsar proat
un vorzaigas ünsarne sünt
asò as pe biar vorzaing di seln bo das håm getånt letzes
machas net veln
un haltas bait als das letz
as sai asò.
17.01.2008 von Josef
Griaßdi finaggl!
Ganz herzlichen Dank für dieses wunderschöne Sprachbeispiel! Iwa sowos gfrei i mi oiwei ganz bsundas!
Was ich noch zu den Auswanderern aus dem Chiemgau sagen wollte: Ich glaub nicht, dass die damals einen Auswandererdialekt gesprochen haben in ihrer neuen Heimat. Damals gab es die Unterschiede zwischen den verschiedenen bairischen Regionaldialekten, so wie wir sie heute kennen, höchstwahrscheinlich noch nicht. Möglicherweise müssen wir uns den Dialekt der damaligen Zeit etwa so ähnlich vorstellen wie das Zimbrische heute noch ist. Nord-, Westmittel-, Ostmittel- und Südbairisch unterschieden sich wohl kaum voneinander.
Nein, nein, die Chiemgauer von damals, die haben mit Sicherheit die Veränderung der Sprache so mitgemacht wie alle anderen in der jeweiligen Gegend. Die sind Wiener, Niederösterreicher, Oberösterreicher usw. geworden wie alle anderen dort auch.
Servus!
Josef