Thema: Gedanken für den Tag

Ostarrichi > Allerlei > Was sonst noch zu sagen ist ...

Gedanken für den Tag
06.10.2008 von JoDo

Gedanken für den Tag
06.10.2008 von JoDo

Gedanken für den Tag
6. 10. 2008, 6.57 Uhr - 7.00 Uhr
im Programm Österreich 1

"Übersetzen - Übertragen - Nachdichten"

von Cornelius Hell, Übersetzer und Literaturkritiker

Mit dem Übersetzen hat alles begonnen. Denn als ich 1962 in die Volksschule von Rußbach am Pass Gschütt kam, hat der Lehrer aus der Stadt Salzburg die Kinder kaum verstanden. Und sie ihn genauso wenig. Weil ich erst als Dreijähriger ins Dorf gekommen war, konnte ich Dialekt wie Schriftsprache sprechen und gelegentlich dolmetschen.

Heute spreche ich diesen Dialekt nicht mehr fließend. Doch an einzelnen seiner exotischen Wörter hängt noch immer mein Herz; mit meiner Mutter kann ich sie noch gelegentlich verwenden, nach ihr wird es für mich niemanden mehr geben, der sie versteht. Schreiben kann ich diese Wörter nicht, weil sie Laute enthalten, von deren Verschriftlichung ich keine Ahnung habe, aber übersetzen kann ich sie noch immer – und merke mit Entsetzen, dass dann nichts davon übrigbleibt, weil dabei nicht nur alle damit verbundenen Gefühle und Assoziationen verloren gehen, sondern vor allem der Klang. Und mit meiner Kindheit hat ja gerade der Klang zu tun – nicht irgendwelche aus dem Dialekt herausdestillierbaren und in die Hochsprache „verschiebbaren“ Wortbedeutungen.

Es tut immer wieder weh zu spüren, was ein Wort, was ein Satz verliert durch die Übersetzung. Nicht nur der Sound, das Timbre geht verloren, auch die emotionalen Wertigkeiten – alles, was die Erotik eines Wortes ausmacht. Und wenn das schon vom Dialekt in die sogenannte Hochsprache gilt, um wie viel mehr dann für die Übersetzung aus einer Fremdsprache. Oft, wenn ich aus dem Litauischen übersetze, merke ich, dass ich es genauso wenig übersetzen kann wie den Dialekt meiner Kindheit. Im traurigen Staunen darüber stehe ich jedes Mal neu vor dem Wunder der Sprache. Wäre ich nur in einer Sprache oder gar nur im Hochdeutschen zuhause, ich würde nichts davon erfahren. Doch mit diesem Staunen beginnt die Ahnung von der Vielfalt möglicher Erlebensweisen und Deutungen der Welt.

http://religion.orf.at/projekt03/tvradio/ra_gedank...

Einloggen





Impressum | Nutzung | Datenschutz

Das Österreichische Volkswörterbuch ist ein Verzeichnis von österreichischen Wörtern. Als Volkswörterbuch stellt es nicht nur die Sprache der Bevölkerung dar, sondern bietet jedem die Möglichkeit selbst mit zu machen. Derzeit sind über 1400 Wörter im Wörterbuch zu finden und über 10.000 Wörter wurden schon eingetragen.

Österreichisches Deutsch bezeichnet die in Österreich gebräuchlichen sprachlichen Besonderheiten der deutschen Sprache und ihres Wortschatzes in der hochdeutschen Schriftsprache. Davon zu unterscheiden sind die in Österreich gebräuchlichen bairischen und alemannischen Dialekte.

Im österreichischen Volkswörterbuch gehen wir weiter und bieten eine einzigartige Sammlung von Dialekten, Austriazismen und generell wichtigen Wörtern in Österreich. Teile des Wortschatzes der österreichischen Standardsprache sind, bedingt durch das bairische Dialektkontinuum, auch im angrenzenden Bayern geläufig. Die Seite unterstützt auch Studenten in Österreich, insbesondere für den Aufnahmetest Psychologie und den MedAT für das Medizinstudium.

Einige Begriffe und zahlreiche Besonderheiten der Aussprache entstammen den in Österreich verbreiteten Mundarten und regionalen Dialekten, viele andere wurden nicht-deutschsprachigen Kronländern der Habsburgermonarchie entlehnt. Eine große Anzahl rechts- und verwaltungstechnischer Begriffe sowie grammatikalische Besonderheiten gehen auf das österreichische Amtsdeutsch im Habsburgerreich zurück.

Zusätzlich umfasst ein wichtiger Teil des speziell österreichischen Wortschatzes den kulinarischen Bereich.

Daneben gibt es in Österreich abseits der hochsprachlichen Standardvarietät noch zahlreiche regionale Dialektformen, hier insbesondere bairische und alemannische Dialekte. Diese werden in der Umgangssprache sehr stark genutzt, finden aber keinen direkten Niederschlag in der Schriftsprache.

Hinweis: Das vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung mitinitiierte und für Schulen und Ämter des Landes verbindliche Österreichische Wörterbuch, derzeit in der 44. Auflage verfügbar, dokumentiert das Vokabular der deutschen Sprache in Österreich seit 1951 und wird vom Österreichischen Bundesverlag (ÖBV) herausgegeben. Unsere Seiten und alle damit verbundenen Dienste sind mit dem Verlag und dem Buch "Österreichisches Wörterbuch" in keiner Weise verbunden.

Unsere Seite hat auch keine Verbindung zu den Duden-Nachschlagewerken und wird von uns explizit nicht als Standardwerk oder Regelwerk betrachtet, sondern als ein Gemeinschaftsprojekt aller an der österreichichen Sprache interessierten Personen.