Kommentare (7)
schöne Beschreibung
hier:
http://home.pages.at/frei/buergerhaeuser.htmAber nicht nur zwischen Bürgerhäusern in mittelalterlichen Städten, auch bei dicht an dicht gebauten Häusern im Ortsverbund im ländlichen Raum immer noch zu finden.
Auch in Zwettl stritt man sich um eine verstopfte Reier:
http://www.zwettl.gv.at/system/web/zusatzseite.aspx?menuonr=218224671&detailonr=218022180 biba 17.09.2012
Da schau her!
ReiaEin gewisser JoDo kommentierte damals so:
"In vielen Gegenden, vor allem in Niederösterreich stehen die Häuser eines neben dem anderen an der Straße, haben aber noch einen nach hinten verlaufenden Trakt, der auch mit einem Satteldach gedeckt ist. Die vorhandene Traufe erzwingt einen Mindestabstand zwischen den einzelnen Häusern, innerhalb dessen diese aneinander
reichen."
Mein Vorschlag daher:
Ö: Reiche, die
JoDo 17.09.2012
...und ich...
...hab die "Reia" von zott sogar schon bewertet :-)Dunkel konnte ich mich erinnern...
Auf "Reiche" wäre ich wohl nie gekommen.
biba 17.09.2012
s. a. Schmellers Bayerisches Wb.: "Die Reih, Reihen"
Bd. 2 (1877) S. 82: Spalte 83/84:
"Umb wasser reihen u. dachrinnen ... daß peidew (häwser) auf dieselben mawr zu einander gent in ain rinnen daß ckain reyhen so zwischen ist [Wiener StR] und auch
wasserrinnen ... daß niht reichen da entzwischen sein http://tinyurl.com/8p2jq3zUnd Grimm Dt.Wb. ( Bd. 14, Spalte 662) zitiert aus der Nürnberger Bauordnung:
REIHWASSER, n. abwasser, s. unter DWB reihe 2 sp. 637: doch so ist den plechsmiden zugeben und gelufftet, das sie ire paiss und raihwasser bey tag auss der stat für die thor .. ausfüren und in die Pegnitz schüten lassen mügen. http://tinyurl.com/9clda4w Koschutnig 17.09.2012
Dein Kommentar,
werter Koschutnig, irritiert mich jetzt ein wenig.Das hast Du auch bei dem Eintrag "Reia" schon geschrieben.Ist "Reiche" nun korrekt - wie auf diversen Immo-Seiten beschrieben - oder dann doch eher "Reihe(r)"?Bzw. wann ist das "ch" verloren gegangen?
biba 18.09.2012
@ biba:
Ach du liebe Zeit, wo soll ich anfangen? Vllt. einmal ein paar Basisfakten. Versuch dir daraus einen Reim zu machen: Einerseits wurden mhd. alle "h" im In- und Auslaut noch - je nach vorhergehendem Laut - als [ χ] oder [ç] gesprochen, die hochsprachlich - in oberdeutschen Maa. mehrheitlich aber nicht - zum „stummen h“ geworden sind - s. „Rau
chwaren“( = Pelze) : „rau
h“, dem jetzt sogar das „stumme h“ geklaut worden ist. (Nachdem das „h“ in vielen Gebieten stumm geworden war, konnte man es lauthistorisch unbegründet auch als Längezeichen in anderen Wörtern verwenden , wie man das auch mit dem im Diphthong [- ie - ] stumm gewordenen „e“ getan hat, s. „Vieh“, wo das „h“ historisch, das „e“ aber unhistorisch ist, wie man mittels bair. Ausprache leicht überprüfen kann ).
Andererseits findet sich in den german. Formen von „Reihe“ auch ein „grammatischer Wechsel“, d.h. es gab einst in verwandten Formen einen Wechsel von stimmlosem und stimmhaftem Reibelaut [χ / ǥ ]. Der gr. Wechsel beruht auf dem Verner'schen Gesetz (
„Eine im Indogermanischen ursprünglich stimmlose Spirans wurde im Germanischen stimmhaft, wenn der Wortakzent nicht unmittelbar voranging“ - daher finden sich heute nach der weiteren Lautentwicklung Formen wie
leiden/gelitten, sieden/gesotten, verlieren/Verlust, frieren/Frost, vierzehn/-vierziger, ziehen/gezogen, heben/Hefe, und deshalb heißt’s zu „se
hen“ im Bairischen [g’se
gn].) So stehen auch Wörter wie
Reihe /Riege in grammatischem Wechsel, der nicht überall in gleichem Maß vollzogen wurde, wie er aufgrund der im 19. Jh. angenommenen Ausnahmslosigkeit von „Laut
gesetzen“ hätte auftreten müssen.
Drittens geht die „ch“-Schreibung in dt. Wörtern auf die kehlige Aussprache des Buchstaben „c“ [k] zurück (z.B. „Chiemsee“). Diese heut sonderbare Schreibung wurde aber nach der mhd. Zeit auch für die alten „h“ [χ, ç] verwendet, die nie ein [k] hatten.
Wie an den zitierten frühneuhochdeutschen Beispielen zu sehen ist, hat es ja ein gewaltiges Durcheinander von individualistischen Schreibungen gegeben, und auch jede Druckerei kochte ihr eigenes Süppchen (wie auch heut' wieder die diversen Zeitungsredaktionen mit der Rechtschreibreform mitunter recht
eigentümlich umgehen).
Wie Schmeller zeigt, finden sich im frühen 19. Jh bereits etliche Aussprachevarianten zur „Reihe“:
Reihh, Reihhə, Reiə schreibt er die Aussprache, d.h.sowohl mit [ç] und ohne [ç], mit der Schwa-Endung [ə] ebenso wie ohne sie. Wann und wo aber was galt, vermag
ih allerdings
niht zu sagen.
Koschutnig 18.09.2012
Danke...
...werter Koschutnig, für diese überaus lehrreichen Ausführungen!
Unglaublich, welch' Sprachspezialisten sich hier doch tummeln!
Was mach ich nun, ich armer Tor...
Auch wenn die "Reia" unter dem Eintrag "Reiche" als solche auf den ersten Blick nicht mehr erkennbar ist, belasse ich das Wort vorerst so.
biba 19.09.2012