Kommentare (2)
In ihrer Doktorarbeit über Wiens Parks und Grünflächen erwähnt die Verfasserin auch die Tagebucheintragungen des Obersthofmeisters Khevenhüller-Metsch am Hof von Maria Theresia:
Zu den alltäglichen Unternehmungen des Hofes zählten kleinere Jagdausflüge. Fürst J. J. Khevenhüller-Metsch vermerkte auch, wenn die „Baitz“ wegen des schlechten Wetters ausfiel
source: Getraud Koszteczky, Die Geschichte der Wiener Grünflächen ... (2007)
Daraus jedoch zu schließen, dass jede „Baitz“ ein „kleiner Jagdausflug" sein müsse, ist einach ein kompletter Fehlschluss.
Weder „klein" noch „Ausflug" haben nämlich eine inhaltliche Verbindung mit der Bedeutung des gesamtdeutschen Fachwortes vornehmlich der Jägersprache, dessen Schreibung eben auch nicht mehr jene des fürstlichen Tagebuchschreibers aus dem 18. Jh. ist.
Wer dem Wort heute begegnet, der begegnet ihm wahrscheinlich in Zusammensetzungen wie
Falkenbeize oder
Entenbeize, wobei das Erstere eine Beize
mit Falken meint, das Letztere hingegen eine Beize
auf Enten.
Da ist z.B. eine Erzählung aus Pommern von Karl May - ja, dem Winnetou-Karl May!, - und da gibt’s den Satz
Ich bin kein Meister in der Kunst der Falkenbeize und habe von den Tieren nichts als Missbehagen und Ärger gehabt.
source: Karl May, Der Falkenmeister – Projekt Gutenberg
Auf DWDS lautet die Erklärung für eine solche „Beiz(e)“: „Jagd mit abgerichteten Raubvögeln auf Federwild, Niederwild“
Koschutnig 05.10.2018
Am Eintrag ist alles falsch, was nur falsch sein kann: die Schreibung ("Baitz"), die Bedeutung ("kleiner Jagdausflug") und die Behauptung, es sei etwas Österreichisches!
Neben der Hirschjagd galt während der Stauferzeit vor allem die Beizjagd als vornehme höfische Jagd. Beeinflußt durch die Berührung der abendländischen Ritter mit dem Orient, wo die Kunst der Falkenbeize besonders gepflegt wurde, gelangte die Beizjagd an den Fürstenhöfen des 12. und 13. Jh. zu einer erstaunlichen Blüte.
source: Werner Rösener, "Jagd und höfische Kultur im Mittelalter", 1997
Die aktive Teilnahme von Frauen an der Beizjagd ist bereits für die merowingische und karolingische Zeit belegt. ... In der Jagdliteratur des Mittelalters werden Frauen im Zusammenhang mit der Beizjagd mit dem Falken und mit dem Sperber erwähnt.
source: Katharina Fietze, "Im Gefolge Dianas", 2005
"Beize" bzw. "Beiz-" schreibt man das gesamtdeutsche Wort für die Jagd mit Greifvögeln also heute.
Österreichisch ist es geradeso wie Glasflasche, nur seltener.
Schäumt da ein Schaumwein über?
Dekubitus 11.10.2018