Kommentare (2)
Hierher gehört wohl auch das Schimpfwort "der (mislsüchtige) Grant-Scherm" für eine depressive Person.
Remigius 09.09.2017
Scherb
en,
althochdeutsch 's c i r b i' = "Scherbe ; irdener T o p f". Schon damals also dasselbe Wort für das Material und das Gefäß, ein 'Pars pro Toto' ("Teil fürs Ganze") wie z.B. "das Leder" = Fußball.
Die mehrfachen Einträge zeigen, wie sehr der Sinnzusammenhang dort verloren gegangen ist, wo man das [b] vernachlässigt hat. (Beim fachsprachlichen Scherben in der Keramik - "Die Farbe des
Scherbens variiert zwischen Weiß und hellem Rotbraun " - bemüht man sich hingegen sehr wohl um eine korrekte Aussprache - und beim "
Zirmwald" und "
Zirmbett" und den meisten anderen der 1/1 Dutzend nachweisbarer Zusammensetzungen mit "Zirm-" ist man sich sicherlich noch der Zirbe(l) bewusst.)
Völlig verloren gegangen jedoch ist der Sinnzusammenhang mit dem Scherben dort, wo
"
Grantscherm" geschrieben wird: Der
Grantscherben (
Grantscherbn) entspricht ja dem 'Sauertopf' = mürrischer Mensch.
Der Sauertopf/Grantscherben (s.
Granten = die s a u r e n Preiselbeeren) aber nahm die Weinreste zur Essigbereitung auf. Auch "Essig-Krug" und plattdeutsch "Surpot" sind als Bezeichnungen für jemanden, der mürrisch ("sauer") ist, belegt.
Zu "Scherben" siehe auch die Wendung
"den Scherben auf haben" = "den (vollen) Nachttopf übergestülpt bekommen" - und das ist drastisch! Weit unangenehmer noch als "wie ein begossener Pudel dastehn"!
Leider hat das Österr. Wb nun die Schreibung der schlampigen Aussprache mit dem kaum beachteten Zusatz "(ugs. sal.)" aufgenommen, wodurch der Gebrauch in den Medien gefördert wird, was ohne die natürlich fehlende Erklärung wieder zur weiteren Verdummung der Leser führt.
Koschutnig 09.09.2017